Zauberkatze by Andrea Schacht

Zauberkatze by Andrea Schacht

Autor:Andrea Schacht [Schacht, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-07-14T16:00:00+00:00


Es war später Nachmittag, als ich aus dem Flugzeug stieg. Warme, nach Meer riechende Luft schlug mir entgegen, und das leuchtende Pink der Bougainvilleen an der Abfertigungshalle überwältigte mich. Wie gesagt, ich mag üppige Gärten. Und hier schien es sie in einer ganz ungewöhnlichen Farbenpracht zu geben. Das beruhigte mich und ließ mich fast den entnervenden Flug vergessen.

Beim Einchecken am Flughafen hatte ich beinahe schon umkehren wollen, als ich mich in die Schlange fröhlicher Pauschaltouristen einreihen musste. Es war mein erstes Urlaubsarrangement dieser Art. Früher hatte ich mich mit Rucksack und Freunden aufgemacht, im Zug und in klapprigen Autos europäische Länder durchstreift. Später gab es Ferienhäuser in der Toskana und in Frankreich – aber Massen waren nie dabei gewesen.

Die Katalogbilder waren schuld daran. Die verlockenden Bilder von langen Sandstränden und einsamen Bergen. Und die Organisation, die versprach, es auch einem Single zu ermöglichen, ohne sich um die Beschaffung von Futter und Bett zu kümmern, einen entspannten Urlaub zu machen. Was als Nebenerscheinung nicht verraten wurde, war der Flug in einer Maschine, in der die Sitze so beklemmend eng beieinander angebracht waren, dass man noch nicht einmal mit dem großen Zeh wackeln konnte, ohne dass es der Nachbar merkte. Dass mitreisenden Kleinkindern diese Enge auf den Geist ging und sie naturgemäß den Schrei nach Freiheit losließen. Was wiederum den zugehörigen Erziehungsberechtigten Laute der Beruhigung, der Zurechtweisung und schließlich der Wut entlockte. Oder, im Falle meiner Sitznachbarn, völlige Gleichgültigkeit verursachte. Ich war kurz davor gewesen, mich handgreiflich an der Erziehung des Kindes zu beteiligen, als dieses den Inhalt seines Tabletts großzügig über seine Mutter und mich verteilte. Ob es wohl auch angenehme Kinder gab, oder war ich in meinem familienfeindlichen Vorurteil so tief verwurzelt, dass ich die gar nicht mehr wahrnehmen konnte?

Nun gut, wir waren dem engen fliegenden Gefängnis heil entronnen, und die leuchtenden Farben zusammen mit der milden, feuchten Luft glätteten mein Gefieder. Meine Koffer gehörten unversehrt und vollständig zu den ersten, die auf dem Band anrollten, und ich startete zum Mietwagen-Counter, um mich dem Bustransfer zu entziehen. Lieber drei Stunden auf der Insel umherirren, als mit der gleichen Meute noch einmal alle Hotels abklappern!

Es war eine Hotelanlage im Süden der Insel. Der mehrstöckige Bau lag direkt am Meer. Dahinter allerdings befanden sich einzelne Ferienbungalows, und einer davon war meiner. Es gab eine Wohn-Ess-Küche, ein Schlafkabäuschen, eine Galerie und ein Badezimmerchen. Und natürlich eine Terrasse mit den üblichen weißen Plastikmöbeln und einem Sonnenschirm. Gemildert wurde der weißverputzte Betonstandard durch rankende, blühende Pflanzen, die köstlich dufteten.

Ich warf mich in Shorts und Schulterfreies, drückte mir einen Klecks Sonnencreme auf die Nase und strich durch den Park. Samstag war Umschlagtag, man merkte es deutlich. Der Unterschied ließ sich an der Hauttönung ablesen. Vermutlich noch drei, vier Tage, bis die Stadien Weiß, Rosa und Krebsrot zum gleichmäßigen Braun durchlaufen waren. Nächsten Samstag lag dann die Häme auf den Gesichtern der heute neu Eingetroffenen. Es war auch noch Vorsaison, erst ein Bundesland hatte Ferien – und andere als Deutsche schienen nicht im Hotel zu sein.



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